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Mitte September, als auch die World Association of Agronomists in Mailand Station machte, um ihren Kongress im Zuge der EXPO 2015 abzuhalten, traf ich mich mit Barbara Prossen – ihres zeichens PR Managerin für New Holland Agriculture – um mit Ihr über eine Reihe verwandter Themen zu sprechen, wie: Nahrungssicherung für kommende Generationen weltweit, Präzisionslandwirtschaft, Nachhaltigkeit und – ganz allgemein – die Zukunft der globalen Agrikultur. Darüber hinaus sprachen wir über die unterschiedlichen Marken, die CNH Industrial umfasst und die Rolle eines solchen Multinationals in Bezug auf die genannten Themenfelder.

B.Prossen: Vielleicht mache ich eine kurze Einführung und ein bisschen Geschichte darüber, warum wir hier sind und zwar hat das alles in 2012 angefangen. Damals hat die Fiat Gruppe entschieden an dieser EXPO teilzunehmen, weil sie so wichtig ist für Italien, für Europa, für die ganze Welt und zwar nimmt die Fiat Gruppe teil und stellt nachhaltige Autos zur Verfügung. Alle Autos fahren mit Methan. CNH Industrial hingegen, das ist unsere Hauptgruppe, hat entschieden, dass wir als Landmaschinen-Marke an der EXPO teilnehmen und zwar nur „New Holland“. CNH Industrial ist die Hauptgruppe und dann haben wir verschiedene Brands, die Landmaschinen, Bau-Maschinen, Trucks, und Busse umfassen. Es sind zwölf Brands.

P.Honisch: Wofür steht CNH Industrial, wenn ich fragen darf?

B.Prossen: Case New Holland.

P.Honisch: Also gehört alles zu CNH Industrial?

B.Prossen: Ja und für die Omnibusse ist die Iveco zuständig, vielleicht haben Sie davon schon gehört. Die Teilnahme New Hollands hat 2013 seinen Anfang genommen. Wir haben eine Ausschreibung gemacht, um das Konzept vom Pavillon zu wählen, dazu haben wir zehn Firmen eingeladen und schließlich das Konzept vom “Studio Ratti” gewählt, das ist ein Architekt, der aus Turin kommt aber auch in Amerika arbeitet. Ich weiß nicht, ob Sie bei Coop waren, diesem großen Supermarkt, den hat er auch konzipiert. Und dann haben wir angefangen. Unsere Idee war „Ok, wir sind auf einer EXPO, wo man von Ernährung spricht, wir müssen den Leute aber zeigen – die meisten werden das nicht wissen – woher diese ganze Ernährung kommt und es ist wichtig zu kommunizieren, was die Landwirtschaft, was die Technisierung in der Landwirtschaft bewirkt, weil es ist schön zu sagen, dass jeder sich die eigenen Tomaten wachsen lässt, aber die gesamte Erde kann man nicht nur mit lokaler Landwirschaft ernähren und für uns war sehr wichtig zu zeigen, dass die Technisierung in der Landwirtschaft sehr wichtig ist und dass uns am Herzen liegt, dass auch die Landwirtschaft nachhaltig ist und auch nachhaltig, was die Maschinen angeht. Das dritte Thema war die Rolle von den Landwirten zu zeigen. Meistens sind sie nicht so gut angesehen und deswegen waren das die drei Hauptthemen. Was die Landwirte angeht, haben wir schon 2014 die Kommunikation angefangen und wir haben eine Web-Serie gestartet und das Leben von neun Landwirten auf der ganzen Welt, also von Brasilien, Russland, China nacherzählt.

P.Honisch: Die Rede ist aber von Großlandwirtschaft oder?

B.Prossen: Ja, weil wir wollten auch zeigen, dass es kleine Landwirte gibt, aber auch große Entrepreneurs, große Landwirte, die auch eine wichtige Rolle spielen und auch sehr viel Geld in die Landwirtschaft investieren.

P.Honisch: Dementsprechend werden die Maschinen auch immer größer nehme ich an.

B.Prossen: Genau, genau. Nicht nur das und dann nutzen sie sehr viel Precision Farming, Präzisions-Landwirtschaft. Sie arbeiten sehr viel mit Satelliten.

P.Honisch: Wie funktioniert das eigentlich? Das würde mich auch interessieren.

B.Prossen: Um eine möglichst effiziente Bewirtschaftung der Felder mit einer geringstmöglichen Anzahl von Űberfahrten zu gewährleisten, bieten wir voll integrierte automatische Lenksysteme welche die Schlepper lenken, bei ihrer monotonen Arbeit, wenn sie zum Beispiel auf einem Feld hin und her fahren. Diese Spurführungssysteme funktionieren mit der Hilfe von Korrektursignalen, die über ein Netz von Satelliten übertragen werden; diese Satelliten bewegen sich in einer Umlaufbahn um die Erde; landgebundene Empfänger können dann ihre eigene Position in Bezug auf die Signale bestimmen.

P.Honisch: Wie kann das so präzise funktionieren, ein Satellit ist doch sehr weit weg?

B.Prossen: Um eine grosse Präzision zu erreichen muss zusätzlich noch GPS- und GLONASS-Korrektursignale* verwendet werden. Die Landwirte können die Genauigkeitsstufe wählen, die exakt ihren Anforderungen entsprechen. Die Abweichung kann von 15 bis zum 2,5 cm variieren. Durch Reduzierung der Überfahrten ist es auch interessant zu sehen, wie viel Kraftstoff man spart, daher Geld, wie die CO2-Bilanz verbessert wird, wie man auch zum Beispiel an Düngmittel und alles was man in der Landwirtschaft benutzt einspart. Durch die Optimierung der Ausbringmengen können die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt wesentlich verringert werden. Landwirte sind sehr große Entrepreneurs, große Unternehmer, weil sie haben auch sehr viele Maschinen. Für so eine Maschine, einen Mähdrescher, bezahlt man auch 350.000 Euro.

Mähdrescher

Mähdrescher

P.Honisch: Ab welcher Grundfläche macht es dann Sinn so etwas zu verwenden?

B.Prossen: Eine Ernte manuell durchzuführen, hat keinen Sinn, selbst wenn die Grundfläche klein ist: Landwirte können nämlich Mähdrescher für die Saison mieten ohne anspruchsvolle Investitionen vorzunehmen. Das geschieht überall in Europa, wo die Arbeitsflächen nicht so gross wie in Nord- und Südamerika sind.

P.Honisch: Sind das Zukunfts Fantasien, oder ist das alles schon in Verwendung.

B.Prossen: Das existiert schon, das geschieht in Russland, genauso wie in Nordamerika oder Europa.

P.Honisch: Das ist sehr interessant, weil ich habe gelesen, New Holland ist mitunter Weltmarktführer, was die mechanische Agrikultur angeht.

B.Prossen: Weltweit stehen wir unter den Marktführern zusammen mit anderen amerikanischen Unternehmen.

P.Honisch: Amerikanisch?

B.Prossen: Amerikanisch, ja. Wir sind amerikanisch, weil wir im Stock Exchange of New York notiert sind.

P.Honisch: „Multinational“ nehme ich an.

B.Prossen: Ja, genau.

P.Honisch: Und in welchen Ländern operiert man generell, wenn man weltweit quasi mitspielt?

B.Prossen: Wir sind überall, auch unsere Werke sind überall. Wir haben zwei Werke in China, ein weiteres in Indien, zwei auch in Südamerika, fünf in Nordamerika und eine Fabrik in Kanada, zehn in Europa, Wir sind überall, sonst kann man nicht überleben, ganz einfach. (lacht) Auch die anderen Konkurrenten sind überall.

P.Honisch: Wie sieht moderne Landwirtschaft aus und wie könnte sie in der Zukunft aussehen?

B.Prossen: Landwirtschaft wird es immer geben, sie wird immer wichtiger. Selbst hier in Italien haben wir gesehen, dass die Zahl an Landwirten angewachsen ist, gerade in jenen Jahren, in denen Krise war, sind viele junge Leute in die Landwirtschaft zurückgekehrt. Na gut, Landwirtschaft umfasst vieles, weil es ist richtige Landwirtschaft, dann haben wir zum Beispiel auch diesen Agritourismus, wo Menschen selbst etwas anbauen und dann anderen Gästen anbieten. Dann gibt es auch sehr viele Schulfarmen, die zeigen den Kindern was geschieht, weil viele Kinder nicht wissen woher Milch oder Brot kommen und das war auch unsere Mission hier auf der EXPO. Wir haben auch ein Video vorbereitet, das den Werdegang vom Saatkorn bis zum Brot oder Reis zeigt und was in der Zwischenzeit geschieht, weil die Leute wissen das nicht. Wir wollten dem Besucher, der überhaupt nichts weiß von Landwirtschaft, der vielleicht einen Schlepper in der Stadt sieht, der im Winter den Schnee wegräumt, die Botschaft übermitteln: “Weißt du was die Landwirtschaft wirklich bedeutet?” Wir versuchen zu zeigen, dass auch viel Technologie dahintersteckt, sehr viel Commitment. Eine Verpflichtung, die Landwirtschaft immer nachhaltiger zu gestalten. Auch Dank der ganzen Gesetze, die die Europäische Union setzt. Das ist wie beim Auto. Sie haben EURO 5, EURO 6 und auch in der Landwirtschaft gibt es solche Standards. Diese Normen heißen TIER und die Grenzwerte werden alle zwei, drei Jahre, niedriger gestellt und sämtliche Unternehmen müssen daran investieren. Stellen Sie sich vor: mit einer heutigen Tier 4A Maschine produziert man in 100 Tagen die gleiche Abgasmenge wie mit einer Tier 1 Maschine an nur einem Tag vor zehn Jahren!

Also die Landwirtschaft ist wichtig und wird immer wichtiger werden, auch um mehr Qualität bei den Nahrungsmitteln zu gewährleisten, weil wir sehen, dass das auch wichtig ist, dass die Konsumenten sehr sensibel geworden sind, dank der Tatsache, dass es viele Leute gibt, viele Journalisten oder Blogger, die über Nahrungsmittel sprechen – auch jene, die vielleicht nicht so sicher sind. Die Landwirtschaft muss auch der Rolle nachkommen, diese Qualität zu erhöhen.

P.Honisch: Das ist alles sehr interessant.

B.Prossen: Es ist eine Ambition. Wir wollen das natürlich erreichen und auch in Zukunft wird die Landwirtschaft immer da sein.

P.Honisch: Weswegen sind Sie derzeit auf der EXPO?

B.Prossen: Wir haben heute unsere Helden, die Heroes unserer Webserie hier eingeladen, gestern und heute und wir haben auch eine kleine Gruppe vom Landwirtschaftsblogger. Wir haben Sie zusammengestellt, weil wir gedacht haben, dass es vielleicht wichtig wäre, dass sie miteinander sprechen. Wir sind in die verschiedenen Länder gegangen um die verschiedenen Episoden zu drehen, also haben sie sich noch nie getroffen.

P.Honisch: Was kommt denn auf so eine Großlandwirtschaft an mechanischen Fahrzeugen, ungefähr?

B.Prossen: Sie haben grosse Flotten von fünfzehn Maschinen: Schlepper, Mähdrescher und Pressen, wissen Sie, diese großen Traktoren, Mähdrescher und das letzte Fahrzeug sammelt Weintrauben. [bezogen auf ausgestellte Maschinen]

P.Honisch: Ganz links? Sehr groß.

B.Prossen: Ja, wir haben uns überlegt, was ein Symbol für die Nahrungsmittel darstellt, also Traktoren sind mehr Milch, Käse, Traktoren machen alles, oder sagen wir so, Traktoren machen nichts, sie gehen nur hin und her, sie müssen natürlich etwas hinten und vorne haben, also Anhänger, das symbolisiert also Milch und Käse, weil sie bringen die Nahrungsmittel für die Kuh und bringen alles in den Stall. Mähdrescher steht natürlich für Brot, Reis, weil diese Maschine, mit diesem Schneidwerk, sammelt auch Reis. Die andere Maschine ist um Weintrauben, aber auch um kleine Oliven zu sammeln und auch Johannisbeeren

P.Honisch: Ok, ja gut machen wir das so. Gut, ich werde noch ein paar Anschlussfragen stellen. Was für einen positiven Effekt kann Ihr Unternehmen für die Welt von morgen haben?

B.Prossen: Wenn wir weiter investieren und immer präzisiere Maschinen produzieren und so weiter, natürlich wird das sehr wichtig sein, also unsere Mission ist weiter zu gehen und auch weitere Werke zu eröffnen. Wir haben voriges Jahr ein neues Werk in China eröffnet und dort werden Traktoren und auch Mähdrescher gebaut. Also unsere Mission ist natürlich auch Arbeit zu schaffen, was wir auch hier gemacht haben, weil in diesem Gebäude arbeiten ungefähr 140 Personen in zwei verschiedenen Schichten natürlich.

P.Honisch: Unterscheiden sich hierbei Absatzmarkt und Produktionsstätte eigentlich stark voneinander, sprich dass beispielsweise in China eher produziert, woanders eher verkauft wird?

B.Prossen: Also was in China produziert wird, wird in China verkauft und auch in den angrenzenden Staaten, auch in die groß Region: Asien-Pazifik. Es wird lokal produziert und verkauft. Dieser Traktor wird hingegen in England produziert aber wird auch in Nordamerika verkauft, also wird dorthin exportiert.

P.Honisch: Also sowohl als auch, exportiert werden die Waren genauso.

B.Prossen: In so großen Ländern wie Indien, wie China versuchen wir lokal zu produzieren, in Europa auch.

P.Honisch: Sind ja auch große Agrarländer eigentlich, grundsätzlich.

B.Prossen: Ja. Was für sehr wichtig war, war auch die Nachhaltigkeit und die Nachhaltigkeit von Gebäuden. Das war für uns sehr wichtig, das ganze Pavillon wird abgebaut am Ende aber wir werden es woanders wieder aufbauen. Wo, wissen wir noch nicht, aber wir haben drei Länder in Europa ins Auge gefasst, weil es weniger kostet. Wir bewerten jetzt die verschiedenen Standorte, und werden dann eine Entscheidung treffen, aber ich kann nicht sagen, welche Länder involviert sind. Sagen wir so, Österreich nicht. Italien ist mittendrin weil es näher ist und weniger kostet.

P.Honisch: Und wie ist Ihr Eindruck von der EXPO bis jetzt, kommt das Pavillon gut an?

B.Prossen: Sehr, ja, es war ein bisschen langsam anfänglich. Im Mai hatten wir nicht so viele Leute, aber wir hatten sehr viele Schulen, ab Juli kam ganz Italien hier her. Die jungen Leute waren hier.

P.Honisch: Wegen dem Präzisionstraktorfahren?

B.Prossen: Nicht nur, die drei Maschinen sind die Attraktion. Wenn die Leute von dieser Rampe runter kommen und sie sehen, machen sie alle „Wow!“

P.Honisch: Deshalb muss man auch von oben gehen nehme ich an?

B.Prossen: Ja, ja. Der Eindruck ist wirklich sehr gut. Es ist gewachsen, also im Juli, August war voll und hier jetzt auch. Ich weiß nicht, ob Sie das gelesen haben, aber am letzten Wochenende waren es…

P.Honisch: 200.000 Besucher, ja, am Samstag.

B.Prossen: Ich war am Samstag hier.

P.Honisch: Ich nicht zum Glück (lacht).

B.Prossen: Ein Albtraum hierher zu kommen, ja (lacht) wirklich. Bis gestern (11. Oktober) haben wir schon rund 610.000 Besucher gehabt.

P.Honisch: Wenn Sie vielleicht noch einen Schlusssatz anbringen?

B.Prossen: Wir sind zufrieden, also wirklich es war eine gute Entscheidung, auch wenn die Investition sehr hoch war, aber es hat trotzdem viel gebracht.

P.Honisch: Darf man auch fragen wie hoch die Investition war um teilzunehmen?

B.Prossen: Alles zusammen, mit Fiat Chrysler, weil es war eine große Investition, zusammen waren es ungefähr 25 Millionen Euro.

P.Honisch: Ok, gehören die Unternehmen eigentlich zusammen Fiat und New Holland?

B.Prossen: Ja, sie gehören der gleichen Gruppe an, wir sind natürlich Aktiengesellschaften . Es gibt CNH Industrial und Fiat Chrysler. Fiat Chrysler baut Automobile und wir bauen den Rest.

P.Honisch: Hoch spannend, Vielen Dank für das Interview.

B.Prossen: Ja, bitte.


* Das ‚Global Positioning System‘ (GPS) ist ein weltraumgestütztes Satellitennavigationssystem und Teil eines größeren Systems, des globalen Navigationssatellitensystems (GNSS). Die Bezeichnung GNSS wird für alle Satellitenkonstellationssysteme benutzt, die zur Bereitstellung von Positionsbestimmungsdaten eingesetzt werden. Gegenwärtig umfasst GNSS nur das GPS- und GLONASSSystem. GLONASS ist ähnlich aufgebaut wie GPS, und beide Systeme sind weltweit verfügbar. Wenn der Empfänger eines automatischen Spurführungssystems sowohl GPS- als auch GLONASS-Signale erfasst, erhöht sich die Zahl der ‚sichtbaren‘ Satelliten deutlich, was das Risiko eines Ausfalls der Satellitenabdeckung verringert und die Signalverfügbarkeit verbessert.

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